Franz-Jörg Rentemeister spricht vor der Senioren Union Lennestadt zum Thema: Was wird aus unseren Krankenhäusern? ? Der Krankenhausplan NRW
Die Mitgliederversammlung (13.09.2023) der Senioren Union Lennestadt begann mit einem Referat des ehemaligen Geschäftsführers des Sankt Martinus Hospitals Olpe, Franz-Jörg Rentemeister. 29 Jahre war er in der Geschäftsleitung des Olpe Krankenhauses tätig. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2012 hat er noch als Geschäftsführer des Sankt Vinzenz Krankenhauses Altena gewirkt und wurde in der örtlichen Presse dort als Retter des Krankenhauses Altena gefeiert.
Sein Thema: „Was wird aus unseren Krankenhäusern – der Krankenhausplan NRW“ hatte 40 interessierte Mitglieder angelockt.
Rentemeister bezog sich auf die vielen Ausführungen, und Veröffentlichungen der letzten Wochen, Monate und Tage. So betonte er, dass ein besonderer Schwerpunkt in der Tatsache zu sehen ist, dass es Unterschiede gibt zwischen der Bundesregierung, Herrn Lauterbach und der Landesregierung, Herrn Laumann (NRW). Sie scheinen unüberbrückbar.
Er stellte heraus, dass Minister Laumann wegen der großen Veränderungen, die am Verfahren wesentlich Beteiligten wie: Krankenhäuser, Kassenärztliche Vereinigungen, Gewerkschaften, Krankenkassen usw. an allen Beratungen beteiligt.
Bundesminister Lauterbach zitierte er: „Ich unterhalte mich nicht mit Lobbyisten“. Rentemeister: „Will heißen, er und sein Ministerium weiß alles, vor allem, alles besser das spricht für sich und wird von mir nicht weiter kommentiert.“
Die Politik will mit den Reformen 3 Ziele erreichen, zumindest Herr Laumann NRW, nämlich Versorgungssicherheit, Behandlungsqualität und Entbürokratisierung. Was Herr Lauterbach tatsächlich will, ist nicht ersichtlich, weil er "alle Nase lang" neue, einseitige Vorstellungen verlauten lässt. Schlimm ist nur, dass die Politik an den Erfolg mit der Umsetzung glaubt.
Rentemeister ging dann auf die vielen unterschiedlichen Reformansätze und Entwicklungen im Krankenhauswesen ein und zwar aus seiner aktiven Zeit und auch aus der jüngsten Vergangenheit.
Zusammengefasst, stellte er fest: die Zahl der stationären Patienten hat zugenommen, ebenso die Art und Schwere der Krankheiten, wobei die Verweildauer in den Krankenhäusern erheblich reduziert wurde und die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter/-innen erheblich intensiviert wurde.
Rentemeister, der auch Mitglied des Kreisvorstandes der Senioren Union im Kreis Olpe ist, ließ kein gutes Haar an Bundesminister Lauterbach. Unter anderem zitierte er den Vorsitzenden der Bundesgesundheitskonferenz Grüne, der die Alleingänge von Herrn Lauterbach beklagte.
Rentemeister wies darauf hin, dass die Krankenhäuser nur auf etwa 20-30% der Kosten einen Einfluss haben:
Tarife, personelle Besetzung, Kosten der Kommunen, gesetzliche Vorgaben/Maßnahmen, Prüfungen, Strom, Gas, Wasser, Öl, bauliche Vorgaben, Deckelung der Einnahmen, Kreditierungszeit der Krankenhausrechnungen (nicht unter 6 Wochen, sehr oft über Monate nach der Rechnungslegung)
Damit sei klar, dass die Krankenhäuser wirklich nur wenig Einfluss haben. In schöner Regelmäßigkeit würde verlangt: „ambulant vor stationär" Die Krankenhäuser hätten darauf aber keinen Einfluss. Die stationären Patienten kommen in der Regel durch Unfälle und andere Notfälle. Der weit überwiegende Teil kommt aber durch Einweisung niedergelassener Ärzte. Fragt jemand warum das so ist? Was passiert z. B.; wenn die Strukturveränderung, besser die Leistungsstrukturänderung in den Krankenhäusern bekannt ist? Ist die Ausbildung der Ärzte und anderer Fachkräfte dann noch gesichert? Sind die dann zuständigen Krankenhäuser dann in der Lage diese zusätzlichen Aufgaben zu erbringen? Wie werden zukünftig die Leistungen der Krankenhäuser bei Wegfall der Fallpauschalen und Sonderentgelte vergütet? Planwirtschaft im Gesundheitswesen hat in der Vergangenheit nicht zum Ziel geführt und wird es auch nicht in Zukunft nicht erreichen. Haben die Krankenhäuser gewährte Fördermittel zurück zu zahlen? Haben die Krankenhäuser ihre Investitionen, insbesondere in der Medizintechnik und dem Fachpersonal, in den "Sand" gesetzt? Wie soll das Krankenhaus damit umgehen, wenn die Leistungen nicht mehr erbracht werden dürfen und die Med. -Technik in der jetzigen Form nicht mehr notwendig ist?
Ist die Studie von Herrn Lauterbach "Tausende von Todesfällen in Kliniken vermeidbar" richtig? Kein Wort ist darüber zu hören, wie die Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser die vielen Menschen vor dem Tod rette. Ich sehe hier nicht nur eine Unverschämtheit, sondern eine sehr starke Diskriminierung des Personals der Krankenhäuser und deren Träger. Wer will denn vor diesen Vorzeichen noch in Häusern arbeiten und den Kopf für die Politik hinhalten?
Die jetzt vorgesehene Strukturreform führt mit Sicherheit zu weiteren Insolvenzen von Krankenhäusern insbesondere bei den freigemeinnützigen Trägern (siehe in Paderborn vor ein paar Tagen). Die seit Jahren bestehende Wettbewerbsverzerrung wird nur weiteren Vorschub zu Gunsten der kommunalen Träger leisten, weil diese ihre Defizite über den jeweiligen Haushalt abdecken, was die freien Träger nicht können. Da die Haushaltslagen der Kommunen auch defizitär sind werden diese wohl nicht umhinkommen, ihre Einrichtung an einen Privatbetreiber abzugeben, nur diese können auch nur mit Wasser kochen.
Zur ambulanten Versorgung sagte Rentemeister: Ambulant vor stationär, ja, dann müssen die dafür Zuständigen auch ihren Sicherstellungsauftrag erfüllen (Kassenärztliche Vereinigungen) Die Krankenhäuser sind dafür nicht zuständig, erhalten dafür auch keine leistungsgerechte Vergütung. Die ambulant operierenden Ärzte müssen aber für die Erbringung dieser Leistungen die erforderliche fachliche Kompetenz mitbringen. Die Praxis muss die gleichen Voraussetzungen erfüllen, wie die Krankenhausambulanzen, die Anästhesie darf dort auch nicht vergessen werden. Tatsache ist, dass für die Sicherstellung der ambulanten Versorgung in die Kassenärztliche Vereinigung im Rahmen der Daseinsvorsorge zuständig ist, nicht das Krankenhaus, aber auch nicht die Kommune.
Die Kommune kann nur bedingt mithelfen, nämlich durch Kitaplätze für Ärztinnen, Arbeitsplatzsuche für den Ehemann. Da helfen die ab 1.1.24 genannten Zuschüsse der Kommunen an Famulanten und Hospitanten wenig bis gar nicht.
Die Strukturänderungen verursachen im Rettungsdienst zusätzliche Kosten durch längere Fahrzeiten z. B., ohne entsprechende Kostenübernahme können diese Einsatzvorgaben nicht erfüllt werden.
Es ist ein Irrtum zu wissen, dass die Patienten gegenüber dem Krankenhaus und den ambulant tätigen Ärzten einen Versorgungsanspruch haben. Sie sind Mitglied ihrer Krankenkasse mit der sie eine Art Vertrag durch Zahlung der Prämie/Beitrag haben. Die Kasse bedient sich lediglich der Krankenhäuser und Ärzte zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegenüber den Mitgliedern.
Man könnte der unsäglichen Diskussion aus dem Weg gehen, wenn die Politik die Krankenhausversorgung insgesamt übernimmt und auch für die ambulante Versorgung die Verantwortung übernimmt (ich höre schon den Aufschrei aller Betroffenen).
Ärztehäuser, ja. Wer wird Träger? Werden die dort tätigen Ärzte angestellt oder bleiben sie selbständig? Werden die Kommunen Träger, entsteht wie im Krankenhaus zwischen den freigemeinnützigen und den kommunalen Häusern ebenso eine Wettbewerbsverzerrung
Eine weitere Baustelle ergibt sich für das derzeitige Belegarztsystem. Wird das ganz aufgegeben oder gibt es zusätzlich Voraussetzungen für eine Weiterführung?
Krankenhäuser können für eine Alibifunktion im ambulanten Bereich nicht zur Verfügung stehen.
Auf den Versuch von Herr Dr. Spieren ging er kurz ein: Er will mit seinem "Baby" (digitales Ärztehaus) den ambulanten Bereich sicherstellen. Auch hier stellt sich die Frage nicht nur nach der Trägerschaft, sondern wie wird dieses Digitale. Ist die ältere Generation in Wenden sehr hoch, wie gehen diese Personen mit seinem System wohl um? Auch sagt der Arzt: „Maximal 1 Arzt ist noch in diesem Haus zugegen. Sozusagen für den Notfall". Ist der Arzt dann für die Notfälle der Region Wenden zuständig und mit welcher Fachrichtung? Wie wird dieses digitale Arzthaus von der Kassenärztlichen Vereinigung auf die Arztsitze/Praxen angerechnet? Das Ganze zeigt jedenfalls, es müssen noch sehr viele dicke Bretter gebohrt werden.
Rentemeister schloss mit den Worten: „Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Verfolgen Sie die Entwicklung in den Medien aufmerksam. Unsere Senioren Union tut das und wird sich einmischen, Sie alle sind unsere Interessenvertreter.
In der anschließenden Diskussion wurde betont, dass z.B. hohe Investitionen in den Häusern durch die Kommunen, aber auch unsere geografischen Gegebenheiten und das geschlossene Eintreten unserer Vertreter in den verschiedenen politischen Gremien für einen modifizierten Erhalt unserer Krankenhäuser eine gute Zukunft erkennen lassen.
Auf dieser Mitgliederversammlung wurde auch ein neuer Vorstand gewählt, wir berichten noch.